Gestern hörte ich im Konzerthaus
Berlin Henri Dutilleux' "Tout un monde lointain...", eine
seltsame, sehr eindrucks-volle Musik ohne Melodie und Rhythmus.
Beim Hören lief ein Film vor meinem
inneren Auge ab.
Eine alte Porzellanpuppe sitzt
einsam auf einer Schaukel und schwingt langsam hin und her, hin und
her. Es ist unendlich warm, die Luft erfüllt vom trägen Summen der
Bienen. Eine Katze streicht durch den Garten, vorbei an der Schaukel,
durchs hohe Gras, auf einen alten knorrigen Baum zu. Geschickt
klettert sie auf den Baum, macht es sich in den oberen Ästen bequem
und schläft ein.
Tief unter ihr haben die Bienen
ihren Stock. Sie fliegen ein und aus. Alles scheint friedlich und
warm. Doch in der Luft schwebt ein Hauch von Gefahr.
In den Garten kommt ein Mann. Er
legt sich unter den Baum, schaut auf zu den Bienen, zur Katze. Auch
er lässt sich von der lethargischen Stimmung einlullen, spürt
nichts von der Gefahr und schläft ein.
Eine Biene kommt hinauf zur Katze,
umfliegt sie. Träge verscheucht die Katze die Biene. Die Biene kommt
wieder, wird fortgeschleudert, sticht zu. Da verliert die Katze das
Gleichgewicht, fällt vom Baum, hinein in den Bienenstock und das
Chaos bricht aus.
Der Garten ist erfüllt von wilden
stechenden Bienen. Sie sind überall und sie sind wütend und es ist
immer noch warm und die Katze ist verschwunden und der Mann bedeckt
von Bienen.
Später erzählt der Mann diese
Geschichte. Er erzählt von der Wärme, dem Baum, der Katze, den
Bienen.
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