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Montag, 3. Dezember 2012

Feuilletonmontag: Die Wand

Vor kurzem sah ich „Die Wand“ im Kino. Der Film erzählt von einer Frau, die eine Nacht in einer einsamen Jagdhütte hoch in den Bergen Oberösterreichs verbringt, am Morgen aufwacht, ins Dorf gehen möchte und auf dem Weg gegen eine unsichtbare Wand stößt. Die Wand umschließt die Hütte weiträumig; sie ist unüberwindbar. Die Frau ist gefangen in einer unwirtlichen Natur.

Sie reagiert mit Panik und Angst und der Film eröffnet sein Potential als Horrorfilm. Dieses Potential schwingt leise mit, wird nie ausgeschöpft. Stattdessen sieht man der Frau beim Überleben zu. Sie ist einsam. Sie arbeitet hart. Doch sie hat trotz allem ihre lichten Momente. Man sieht fantastische Landschaftsaufnahmen, hört Stille und die Partiten von Bach.

Die Frau leidet nie echten Mangel. Sie hungert nicht. Sie friert nur selten. Sie wird auch nicht ernsthaft krank. Die Hütte ist gut ausgestattet mit Kleidung, Kerzen, Tieren und alles andere gibt ihr die Natur. Es ist ein Leben, wie es jahrhundertelang in dieser Gegend gelebt wurde. Ein Leben ohne fließend Wasser und Strom, ohne Zentralheizung, ohne sanitäre Anlagen, Luxus, Geld, Tauschgüter und ohne Mitmenschen.

Und dann gibt es doch noch einen zweiten Menschen und der Friede hört schlagartig auf. Doch hier bricht der Film ab.

Ich hatte das Gefühl, es gibt Geschichten, die nicht erzählt werden.
Warum die Wand? Und warum kann die Frau dort überleben? Was hat sie vorher gemacht?

Es gibt keinerlei Hinweise auf ihre Vergangenheit und auch nicht auf ihre Zukunft. Der Film lebt ganz in der Gegenwart. Eine Gegenwart, die das Leben einer Frau zeigt, die die Letzte ihrer Art ist. Sie lebt. Und sie wird sterben. Später.

Montag, 18. Juni 2012

Feuilletonmontag: Daumenkino von Volker Gerling

Volker Gerling wandert mit seinem Bauchladen durch die Landschaft und zeigt jedem, den er trifft seine Daumenkinos. Mit etwas Glück wird man gleich selbst zum Filmstar.

In den kleinen Filmen zeichnet er Portraits von Menschen. Er lockt sie aus den Posen heraus, lässt ihnen Zeit, fotografiert sie. Dabei entstehen spröde poetische Momentaufnahmen.

Auf Filmfestivals und in Theatern zeigt er seine Arbeiten und erzählt dazu Geschichten von Begegnungen auf seinen Wanderungen.





Montag, 4. Juni 2012

Feuilletonmontag: Wir sind die Nacht

Die Kinos werden seit Jahren von Vampirfilmen überschwemmt. Wir sind die Nacht ist in dieser Schwemme kurz aufgetaucht und erst jetzt wieder auf DVD zu sehen.

Der Film hat vieles, was andere Vampirfilme auch haben: Er ist brutal, schnell, trashig, sexy. Weit entfernt vom überzuckerten Teeny-Gedöns; ein Film für Erwachsene.

Die Story verharrt in den für das Genre üblichen Schablonen. Es gibt eine kleine Liebesgeschichte (diesmal zwischen Vampirin und Vampirjäger), Menschen werden wider Willen zum Vampir transformiert, Vampire haben das ewige Leben satt...

Eigentlicher Star des Films ist das Setting. Berlin wird genial in Szene gesetzt – seien es die glamourösen 20er Jahre, seien es die 90er. Hier sieht man ein Berlin wie es selten in die Kinos kommt: Triste Plattenbauten und ein illegaler Rave-Schuppen in den Ruinen des Vergnügungsparks Plänterwald. Die verrosteten Gerüste der alten Achterbahn ragen in die Nacht. Dinosauerierskulpturen tauchen plötzlich aus dem Wald auf. Diese Bilder wechseln mit Szenen aus einer Stadt des puren Luxus: glitzernden Hotelzimmern und nächtliche Fahrten in zu schnellen Autos.

Wir sind die Nacht ist kein herausragender Vampirfilm, aber ein gelungener Berlinfilm.

Montag, 5. September 2011

Freiluftkino

Man könnte sagen, ich hätte ein ambivalentes Verhältnis zu Freiluftkinos. Dabei besuche ich durchaus regelmäßig diese Kinos - etwa einmal in drei Jahren. Ich gebe ihnen also immer wieder eine Chance.
Es ist nun nicht so, dass ich nicht gern im Sommer ins Kino gehen würde, im Gegenteil. Doch scheitern diese Kinos im Freien für mich an zwei grundsätzlichen Tatsachen: zum einen an den klimatischen Bedingungen und zum anderen am Programm.
In Berlin ist es auch im Sommer zu nass, zu kalt und zu windig. Oder anders ausgedrückt: Das Wetter ist einfach unberechenbar. Nach zwei lauen Sommernächten kommt das große Gewitter und schon ist es wieder 10° kälter. Darüber kann man sich ärgern, man kann sich damit abfinden oder man freut sich über jeden Sonnenstrahl und gestaltet sein Leben so spontan, dass man nur an schönen Abenden ins Kino geht.
Wäre da nur nicht das Programm. Das ändert sich nämlich in jedem einzelnen Freiluftkino – zur Zeit gibt es 16 – tagtäglich und man muss sich eigentlich schon Tage vorher entscheiden, wo man denn nun hingehen will, damit man nicht im falschen Kino und im falschen Film landet.
Es gibt also viel zu planen: Kinoprogramme und das Wetter. Und eine Alternative zum Film zu finden, ist auch immer ratsam. Man weiß ja nie, ob es nun nicht doch regnen wird. Wem das alles zu viel ist wie mir, geht nur alle drei Jahre ins Freiluftkino und dann bei schönem Wetter und ganz spontan und ohne Rücksicht aufs Programm. Der Film wird zur Nebensache. Es ist einfach nett in der lauen Sommernacht da zu sitzen und zu gucken. Doch dann wird es langsam kälter. Man zieht erst einen Pullover an, später eine Jacke. Irgendwann kommen die Thermoskannen zum Vorschein. Ist das immer noch nett? Ja, wenn es nur der richtige Film wäre.