Sonntag, 2. Dezember 2012

Bienen im Garten

Gestern hörte ich im Konzerthaus Berlin Henri Dutilleux' "Tout un monde lointain...", eine seltsame, sehr eindrucks-volle Musik ohne Melodie und Rhythmus. 

Beim Hören lief ein Film vor meinem inneren Auge ab.

Eine alte Porzellanpuppe sitzt einsam auf einer Schaukel und schwingt langsam hin und her, hin und her. Es ist unendlich warm, die Luft erfüllt vom trägen Summen der Bienen. Eine Katze streicht durch den Garten, vorbei an der Schaukel, durchs hohe Gras, auf einen alten knorrigen Baum zu. Geschickt klettert sie auf den Baum, macht es sich in den oberen Ästen bequem und schläft ein.
Tief unter ihr haben die Bienen ihren Stock. Sie fliegen ein und aus. Alles scheint friedlich und warm. Doch in der Luft schwebt ein Hauch von Gefahr.

In den Garten kommt ein Mann. Er legt sich unter den Baum, schaut auf zu den Bienen, zur Katze. Auch er lässt sich von der lethargischen Stimmung einlullen, spürt nichts von der Gefahr und schläft ein.

Eine Biene kommt hinauf zur Katze, umfliegt sie. Träge verscheucht die Katze die Biene. Die Biene kommt wieder, wird fortgeschleudert, sticht zu. Da verliert die Katze das Gleichgewicht, fällt vom Baum, hinein in den Bienenstock und das Chaos bricht aus.

Der Garten ist erfüllt von wilden stechenden Bienen. Sie sind überall und sie sind wütend und es ist immer noch warm und die Katze ist verschwunden und der Mann bedeckt von Bienen.

Später erzählt der Mann diese Geschichte. Er erzählt von der Wärme, dem Baum, der Katze, den Bienen.

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